Gedanken zum Loslassen

„Wenn ich loslasse, was ich bin, werde ich, was ich sein könnte. Wenn ich loslasse was ich habe, bekomme ich was ich brauche.“ (Laotse). Würden wir nach Laotses Worten leben, wäre vermutlich schon ein wesentlicher Schritt getan, um dort hinzukommen, wo wir ganz bei uns sind, wo wir ganz klar sind. Dort, wo wir Herausforderungen annehmen lernen und nicht als Bestrafung wahrnehmen. Denn sie gehören ebenso zu unserem Leben wie die Freude und die Momente des Glücks. Wir sind dann bei uns, weil wir im Loslassen die Chance bekommen unsere Sorgen, Ängste, Trauer, Probleme sowie Verluste in der Tiefe anzunehmen, zu heilen und sie nicht festhalten müssen und somit erst recht Leid verursachen. Loslassen! Was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit unsere größte und vielleicht auch schwerste Herausforderung. Denn bevor wir es wagen unsere Themen loszulassen, die Dinge anzunehmen, wie sie sind – wohl gemerkt nach einer angemessenen Zeit der Trauer und auch des Zulassen der eigenen Gefühle – kommen uns eine Vielzahl an „hinderlichen“ Gedanken in den Kopf, die ein Annehmen und Loslassen fast unmöglich machen: „Was?!? Ich soll einfach loslassen? Nicht mehr dran denken? Es einfach geschehen lassen? Aber das geht doch nicht“… ICH wurde doch ungerecht behandelt, ICH muss an meinem Recht festhalten… Das Leben oder ein bestimmte Person hat mir übel mitgespielt… ICH habe einen Verlust zu verkraften… oder bevor der- oder diejenige, der/die mir das angetan hat nicht auf mich zu kommt, kann und will ich nicht loslassen …“ Wir weigern uns somit uns selbst zu befreien, wir zögern unbewusst die Heilung bzw. das Annehmen heraus. Denn wir können nicht glauben, dass Loslassen es wirklich auch wieder „gut“ macht und unseren Groll verschwinden lässt oder uns unseren Frieden bringt und wir dadurch wieder weitermachen, weiterleben und auch verzeihen können. Doch die klare Antwort ist JA, das alles kann loslassen bewirken, wenn wir uns trauen nicht alles fest im Griff haben zu müssen. Solange wir allerdings an den hinderlichen Glaubenssätzen festhalten, werden wir uns sehr schwer tun wieder freudvoll bzw. erfüllt zu leben. Wir warten dann, dass das Außen für uns die Dinge regelt, für Gerechtigkeit sorgt. Da scheint Loslassen die letzte Option zu sein. So halten wir fest und unsere Gedanken drehen sich immer weiter im Kreis und kein Ausweg ist in Sicht. „Loslassen“ zum rechten Zeitpunkt. Es gibt nichts anderes zu tun, als die Dinge anzunehmen, die uns widerfahren und ebenso die Trauer über Verluste, schmerzhafte Erfahrungen, die zu unserem Leben dazu gehören. Schicksalsschläge sind unvermeidbar, wenn wir leben wollen. So wie wir jeden Tag das Risiko eines Unfalls eingehen, wenn wir uns auf die Straße begeben. Ja, klar wir können, um dieses Risiko zu vermeiden vorsichtshalber zu Hause bleiben… Ja, klar wir können uns gegen die Liebe entscheiden und uns verschließen, wenn wir schon einmal enttäuscht wurden und unsere Gefühle verletzt wurden. Ja, klar wir können uns gegen das Leben entscheiden und vielleicht spüren wir dann weniger Schmerz, aber wir spüren dann auch definitiv weniger Freude und weniger gute Gefühle. Fazit: wenn wir uns für das Leben entscheiden gehen wir das Risiko ein – verletzt, gekränkt oder verlassen u.v.m. zu werden, aber wir lassen uns dafür auch auf alle wunderbaren Momente und Gefühle ein, die uns begegnen, wenn wir all die Begebenheiten, die das Leben mit sich bringen, annehmen. Und läuft es einmal nicht so wie wir uns das vorgestellt haben, können, ja sollen wir sogar unsere Gefühle, die dann gerade hochkommen wahrnehmen, annehmen und vor allem auch zulassen und das in der Dauer und Intensität, die es braucht. Nur bitte nicht – wie oft in solchen Momenten – in dem wir das Außen, das Universum oder wen auch immer für unseren Schmerz verantwortlich machen, sondern versuchen Sie das nächste Mal Ihren Schmerz, Ihren Kummer im „ICH“ auszudrücken. Das heißt ich formuliere nicht im Angriffsmodus „DU“ wie zum Beispiel „weil DU mir das angetan hast, nur wegen DIR…“ , sondern nehmen Sie Ihre Gefühle zu sich und formulieren Sie es doch mal so: „ICH bin traurig, ICH bin enttäuscht, ICH bin wütend …“ oder einfach mit dem Satz: „So habe ICH mir das nicht vorgestellt!…“ und das dürfen Sie solange machen bis das Gefühl auch wirklich durch ist! Und in einem nächsten Schritt können Sie dann anerkennen, dass solche Situationen zum Leben dazu gehören. Denn, wenn wir anerkennen was ist, dann können wir auch nach Optionen Ausschau halten, die uns helfen wie wir mit dieser Situation umgehen. Haben wir dann mehrerer Optionen gefunden, können wir daraus eine  auswählen und diese dann auch umsetzen. Egal, ob es nun die beste ist oder nicht. Aber so haben wir die Chance aus der Ohnmacht, die durch manche Situationen ausgelöst wird, wieder in die Macht zu kommen und können so schlussendlich auch wieder loslassen und weiterleben. Tun wir das nicht, sondern halten stattdessen unseren Groll, unseren Kummer oder auch unsere Trauer fest, verwandeln wir die Trauer in Leid. Und das geschieht meist dann, wenn wir wie vorhin bereits erwähnt das Außen für unseren Kummer verantwortlich machen. Trauer ist wichtig und braucht seine Zeit, Leiden allerdings ist meist von uns Menschen gemacht, wenn wir daran festhalten. Kurz: Lassen wir unsere Gefühle zu, bekommen wir die Möglichkeit den Schmerz anzunehmen, zu heilen und diesen dann auch wieder loszulassen. Denn Leid ist immer Schmerz, an dem wir festhalten (Deepak Chopra). Mein Angebot für Sie: Ich lade Sie ein einmal probeweise loszulassen – üben Sie im Kleinen, im Alltag z.B. wenn Sie ein Mensch sind, der gerne immer Recht hat – lassen Sie in einer nächsten Diskussion die Frage wer denn jetzt im Recht ist einfach weg! Lassen Sie los. Oder, wenn der Autofahrer vor Ihnen sich wieder einmal penibel an die 30er Beschränkung hält, lassen Sie Ihren Ärger einfach los… Sie werden merken unser Alltag bietet uns eine Vielzahl an Möglichkeiten das Loslassen zu üben und wie bei allen Dingen im Leben wird es leichter, je öfter wir etwas machen… Viel Freude beim Loslassen!
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