Es ist nie zu spät …

„Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können“. An einem gewissen Punkt in unserem Leben angekommen, stellen wir uns nicht selten die Frage, ob wir, so wie unser Lebensweg bisher verlaufen ist, da angekommen sind, wo wir immer sein wollten bzw. wo wir sein könnten. Ob der Beruf, den wir ausüben, der ist den wir uns immer gewünscht haben. Ob die Beziehung, die wir führen, die ist, die uns erfüllt oder ob unser Singledasein, das ist was wir wollen und uns zufrieden macht? Ob wir in und mit unseren Familien und Freunden ein friedliches, bereicherndes und respektvolles Miteinander leben können, das uns stärkt und nicht schwächt? Ob wir mit unseren Mitmenschen so umgehen, wie wir uns wünschen, dass mit uns umgegangen wird? Egal in welcher Lebenssituation wir uns befinden, selbst gewählt oder auch vom Schicksal an diesen Punkt getragen, erleben die meisten von uns irgendwann diese Phase des Nachdenkens, des Hinterfragens. In dieser Phase lassen wir die verschiedenen Stationen unseres Lebens ein erstes Mal Revue passieren und entdecken dabei nicht selten einige „Baustellen“ oder zumindest ein paar unausgepackte Kisten, die wir nur all zu gerne verdrängt haben oder an die wir uns im Laufe der Zeit schlicht und ergreifend gewöhnt haben. Sie stören unseren Alltag nicht wirklich, es lebt sich ganz passabel mit ihnen. Es sei denn sie fallen uns ins Auge. Dann erinnern wir uns daran, dass wir sie schon längst in Angriff nehmen hätten sollen bzw. sie ausmisten wollten. Aber auch dann geben wir uns zumeist mit der Antwort zufrieden, dass gerade jetzt nicht der passende Zeitpunkt ist sie zu entsorgen oder nach zu sehen, was sich daran verbirgt, denn an den Inhalt erinnern wir uns nicht immer sofort. Wir beruhigen uns damit, dass sich das Leben halt nicht immer so gestaltet wie wir uns das so vorgestellt oder gewünscht haben, aber es ja grundsätzlich doch „eh nicht so schlecht“ gelaufen ist. Eine gute und willkommene Methode weiter zu machen wie bisher. Das kann und geht in den meisten Fällen auch so lange gut, bis wir erneut über besagte Kisten, die leider weder von alleine weniger noch von alleine kleiner werden, stolpern und wir uns daran verletzen, so stark, dass der Zeitpunkt erreicht ist, an dem kein Verdrängen, kein Aufschieben mehr möglich ist und es klar wird, dass es so nicht mehr weitergehen kann bzw. weitergehen darf. Und das ist gut so! Denn auch wenn es anfänglich schmerzt, ist es wie zu Beginn zitiert, nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können …
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